Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 52

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
52 Die deutsche Kaiserjett 919-1260. ihre Männer dnvon. Der Krieg fand ein vorläufiges Ende durch einen Vergleich, nach welchem Heinrich nur Sachsen behalten sollte. Doch wurde die Ruhe in Deutschland nicht vollkommen hergestellt: die Parteien der Staufen und Welfen oder, wie man sie nachher in Italien nannte, der Ghibellinen (der Name soll von dem staufischen Schlosse Waiblingen stammen) und Guelfeu standen einander feindselig gegenüber. Der zweite Trotzdem ließ sich König Konrad durch die begeisterte und hinreißende ^Tu?9' Predigt des Cisterziensermönchs Bernhard von Clairvaux bestimmen, ^ an dem zweiten Kreuzzug teilzunehmen. Von großen Hoffnungen begleitet, zogen Konrad Iii. und etwas später König Ludwig Vii. von Frankreich nach dem Orient; aber beide Heere erlitten die größten Verluste, und der Kreuzzug verlief ohne jedes Ergebnis. Einige Jahre später starb Konrad. Friedrich!. Barbarossa. 1152 — 1190. § 56. Friedrich I. und die Unterwerfung der lombardischen Städte. Konrads Iii. Nachfolger wurde sein ihn an Gaben und Charakter weit überragender Neffe Friedrich, den die Italiener wegen seines rotblonden Friedrichs-Bartes Barbarossa genannt haben. Er war nur von mittlerem Wüchse, Uchleil. aber in seinem ganzen äußeren Wesen ein Bild edler Männlichkeit; aus seinem Antlitz leuchtete eine ruhige Heiterkeit, scharf blickten seine Augen, fest war sein Gang. Wie er in allen ritterlichen Tugenden erfahren war, so besaß er auch hohe geistige Fähigkeiten, einen hochstrebenden Sinn, einen klaren Verstand, eine natürliche Beredsamkeit und dazu trotz aller Freude an ritterlichem Treiben eine herzliche Frömmigkeit. Seine Gestalt hat sich dem deutschen Volke tief eingeprägt; seine Regierung bedeutet einen der Höhepunkte der deutschen Kaiserzeit. Da seine Mutter eine Welfin war, so war er der Vetter Heinrichs des Löwen. Mit ihm trat er in nahe Beziehungen, gab ihm das Herzogtum Bayern zurück, und beide sind lange gute Freunde gewesen. Friedrich zog es vornehmlich nach Italien, nicht nur um die Kaiserkrone zu gewinnen, sondern um die sinkende kaiserliche Macht wiederherzustellen und besonders, Diewm- Um die Städte der lombardischen Ebene unter seine Gewalt zu 6äe.n beugen. Diese waren nämlich vornehmlich infolge des Handels mit dem Orient, der unter dem Einfluß der Kreuzzüge sich hoch entwickelt hatte, zu großem Wohlstand gelangt; das Gewerbe war emporgeblüht, der Geldverkehr hatte großen Umfang angenommen, schon entstanden Banken. Die Städte, unter denen neben den Seestädten Pisa, Venedig und Genua

2. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 8

1909 - Leipzig : Hirt
8 I. Die Französische Revolution. Regel das Urteil der Menschen bestimmt, heftete sich an seine Fersen. Ludwig Xv. war weder bedeutend, noch hatte er in seinen äußern Unternehmungen Erfolg. Die Niederlage bei Roßbach, die Verluste in Amerika durch den Siebenjährigen Krieg gegen England hatten das Ansehen der Regierung schwer erschüttert. Dazu herrschte am Hofe die größte Sitten-losigkeit. Nicht mit Hochachtung, sondern mit Verachtung betrachtete das Volk den Hof. Die Mißachtung des Hofes wurde gesteigert durch die Willkür, die in der Rechtspflege herrschte. Königliche Haftbefehle, Lettres de cacliet genannt, wurden von den Ministern verkauft und verschenkt. Der Inhaber setzte den Namen einer ihm mißliebigen Person darauf; diese wurde dann im Namen des Königs verhaftet. Trotz wiederholter königlicher Verordnungen, daß kein Bürger länger als 24 Stunden ohne richterliches Urteil in Haft gehalten werden dürfte, haben viele Personen, die den Machthabern oder deren Günstlingen mißliebig geworden waren, jahrelang im Kerker gesessen, ohne durch Richterspruch dazu verurteilt zu sein. Der Minister Fleury soll 40000 solcher Haftbefehle bewilligt, andre Minister Tausende davon verschenkt haben. Die Aufklärung. Unter solch unbefriedigenden Zuständen ist nicht zu verwundern, daß die Männer der Wissenschaft eine staats- und kirchenfeindliche Richtung einschlugen, und daß ihre Schriften, soweit sie vom Volke verstanden wurden, auch bei diesem Eingang fanden. Schriften, die die bestehende Ordnung in Staat und Kirche angreifen, sind zu allen Zeiten veröffentlicht worden, aber sie sind nur ins Volk gedrungen, wertn dieses durch wirklich vorhandene Mißstände dafür empfänglich war. Der die Frucht feiner Arbeit genießende Bürger ist im allgemeinen revolutionären Ideen auf staatlichem und kirchlichem Gebiete unzugänglich; Not und Hunger trotz harter Arbeit machen revolutionär. Für die Schriften der Philosophen hatte das Volk kein Verständnis. Montesquieu^ Lettres J Persanes schlugen bei den Gebildeten ein. Der Verfasser kleidet die wirklichen und auch vermeintliche Mißbräuche in Staat und Kirche in die Form von Reiseberichten angeblicher Perser. In seiner Schrift Esprit des lois tritt er für die konstitutionelle Staatsform ein, die er in England kennen gelernt habe, d. h. für eine Staatsform, bei der die Regierung durch eine Volksvertretung kontrolliert wird. Ins Volk dagegen drangen Jean Jacques Rouffeaus Schriften Le contrat social und Emile. Der Grundgedanke des Contrat social, des Staatsvertrags, ist, daß das Volk Inhaber der höchsten Gewalt sei, die es durch Vertrag den Regierenden überträgt; dieser Vertrag ist jederzeit kündbar. Jedes Privateigentum ist Anmaßung. „Der erste, der ein Stück einzäunte und sagte: das gehört mir, und der Leute sanb, die einfältig genug waren, es zu glauben, war der wahre Begrünber der bürgerlichen Gesellschaft. Wie viele Verbrechen, wie viele Kriege hätten

3. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 9

1909 - Leipzig : Hirt
1. Ursachen. 9 erspart werden können, wenn man den Zeitgenossen zugerufen hätte: Hütet euch vor diesem Betrüger; ihr seid verloren, wenn ihr vergesset, daß die Früchte allen gehören und die Erde niemand. Das erste Eigentum war ein Diebstahl, durch den eine Einzelperson der Allgemeinheit einen Teil des öffentlichen Vermögens raubte. Nicht allein ist das Privateigentum ungerecht durch seinen Ursprung, sondern es zieht auch durch eine zweite Ungerechtigkeit die Macht an sich, und seine Bösartigkeit wächst wie ein wucherndes Geschwür unter der Einseitigkeit der Gesetze. Sind nicht alle gesellschaftlichen Vorteile für die Mächtigen und Reichen? Sind alle einträglichen Ämter nicht durch sie allein besetzt?"1) Rousseau verkennt, daß der Einführung des Ackerbaues das Eigentumsrecht notwendig folgt, weil der eine nicht ernten darf, was der andre gesät hat. Anstatt die Auswüchse des Eigentumsrechts zu bekämpfen, bekämpft er dieses selbst. „Keiner von den führenden Geistern der Zeit hat sich so folgenreich mit dem Staate beschäftigt tote Jean Jacques Rousseau; man kann hinzufügen, daß kaum einer so toenig vom Staate verstanden hat wie er. Seine geschichtliche Bildung war gleich Null"2) Der Contrat social wurde das Evangelium der Revolution. Rousseaus Erziehungsroman Emile hat eine Spitze gegen die christliche Religion, oder besser, gegen übereifrige und deshalb unrichtige Deutung ihrer Lehre. Voltaire ließ über 150 Broschüren, in denen er über Christus und seine Kirche spottete, drucken und verbreiten?) Spott ist die gefährlichste Waffe im geistigen Kampfe. Das Königspaar. So fand Ludwig Xvi. ein verschuldetes Land und ein gottentfremdetes Volk, als er 1774 die Regierung antrat. Er war zwanzig Jahre alt, hatte sich rein gehalten von der Verderbtheit des Hofes, war aber auch in die Staatsgeschäfte nicht eingeweiht worden. Einen wohlwollendern König hat Frankreich nie gehabt. Ihm fehlte Festigkeit des Willens und Verständnis für die Sachlage. Seine Gemahlin Marie Antoinette, eine Tochter Maria Theresias, war geistvoll und wohlgebildet. Als Österreicherin war sie nicht beliebt. Jung und unerfahren, gab sie durch Unvorsichtigkeiten zu ehrenrührigen Schwatzereien Veranlassung. Wirtschaftlich veranlagt war sie nicht. Hätte sie sich entschließen können, das Beispiel eines einfachen, sparsamen Lebens mit ihrem Gemahl zu geben, dann wären vielleicht die Schäden des Landes durch Verbesserungen vom Throne aus geheilt worden. Leider konnte das Königspaar sich dazu nicht entschließen, obwohl der Finanzminister Necker die Einschränkung der Hofhaltung als unbedingt notwendig zur Gesundung der Geldverhältnisse des Staates *) Taine, S. 36. 2) Dietrich Schäfer, Weltgeschichte der Neuzeit Ii, 6. 11. Berlin 1907, Verlag von Mittler & Sohn. 3) Weiß, Weltgeschichte Xiv, S. 354.

4. Deutsche Geschichte - S. 206

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
206 Da» Zeitalter der Zerstörung de« allen und der Entstehung bei neuen Reichs. war in den Stürmen des siebenjährigen Krieges zu Schilda geboren; sein Vater war ein Leutnant der Reichsarmee, die gegen Preußen im Felde staut). Bei der Verteidigung Colbergs hatte er zuerst seine militärische Tüchtigkeit und seinen heldenhaften Sinn bewährt. Mit Scharnhorst verband ihn eine unwandelbare Freundschaft und Hochachtung. ötemsteform. Die allgemeine Wehrpflicht, das letzte Ziel der preußischen Patrioten, konnte, solange die Finanznot des Staates andauerte uyd das Gebot Napo-leons, die Armee nicht über 42 000 Mann zu verstärken, in Geltung war, nicht eingeführt werden. Aber die Werbungen hörten nunmehr auf, und cs wurde der Grundsatz aufgestellt, daß das Heer nur durch Aushebung von Einheimischen ergänzt werden dürfe. Um ferner doch möglichst viele Bürger einigermaßen in den Waffen auszubilden, griff man zu dem „Krümpersystem"; man entließ einen Teil der Mannschaften, nachdem sie notdürftig eingeübt waren, auf Urlaub und zog an ihrer Stelle andere ein, die ebenfalls nur auf kurze Zeit bei der Fahne gehalten und dann als halbausgebildete Leute, „Krümper", beurlaubt wurden. So wurde allmählich die Zahl der Dienstfähigen bis auf 150 000 Mann gebracht. Ferner wurden die entehr e Prügel, das ^ Spießrutenlaufen, abgeschafft. Endlich wurde auch das Offizierkorps reformiert; es wurde bestimmt, daß im Frieden nur Kenntnisse und Bildung, im Kriege ausgezeichnete Tapferkeit und Umsicht Anspruch auf Offizier-stellen gewähren sollten. So ward den Bürgerlichen der Zutritt zum Offizier stände geöffnet, während auch von den Adligen der Nachweis bestimmter Kenntnisse verlangt wurde. Wandlung § 216. Die vaterländische Literatur. Gleichzeitig mit diesen Re-«olksgeistes. formen trat ein gewaltiger Umschwung in der Volks st immun g und dem Geiste der Literatur ein. Die meisten Deutschen hatten sich bisher von dem Gedanken an Staat und Vaterland mit Bewußtsein ferngehalten ; sie waren ihrem Erwerb und ihren privaten Interessen nachgegangen, oder sie hatten in einseitiger Weise die Literatur gepflegt, und weltbürgerliche Gesinnung war allgemein verbreitet gewesen. Jetzt halte der Zusammensturz der überkommenen Ordnung sie gelehrt, daß eine Nation, die nicht treu und fest zu ihrem Volkstum und zu ihrem Staate steht, untergehen muß; die Schmach der Fremdherrschaft hatte das erloschene nationale Ehrgefühl wieder aufflammen lassen; in der Zeit der tiefsten Demütigung erwachte wieder das Bewußtsein der Pf licht gegen den Staat, die Erinnerung an die Großtaten früherer Zeiten, die Hoffnung auf die Neubegründung eines machtvollen preußischen Staates und zugleich eines deutschen Kaiserreiches.

5. Deutsche Geschichte - S. 52

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
52 Die deutsche Kaiserzeit 919 — 1250. ihre Männer davon. Der Krieg fand ein vorläufiges Ende durch einen Vergleich, nach welchem Heinrich nur Sachsen behalten sollte. Doch wurde die Ruhe in Deutschland nicht vollkommen hergestellt; die Parteien der Staufen und Welfen oder, wie man sie nachher in Italien nannte, der Ghibellinen (der Name soll von dem staustschen Schlosse Waiblingen stammen) und Guelfen standen einander feindselig gegenüber. Der zweite Trotzdem ließ sich König Konrad durch die begeisterte und hinreißende Än479' Predigt des Cisterziensermönchs Bernhard von Clairvaux be-1149 stimmen, an dem zweiten Kreuzzug teilzunehmen. Von großen Hoffnungen begleitet, zogen Konrad Iii. und etwas später König Ludwig Vii. von Frankreich nach dem Orient; aber beide Heere erlitten die größten Verluste, und der Kreuzzug verlief ohne jedes Ergebnis. Einige Jahre später starb Konrad. Friedrich I. Barbarossa. 1152—1190. § 56. Friedrich I. und die Unterwerfung der lombardischen Städte. Konrads Iii. Nachfolger wurde sein ihn an Gaben und Charakter weit überragender Neffe Friedrich, den die Italiener wegen seines rotblonden s^edrichs hartes Barbarossa genannt haben. Er war nur von mittlerem Wüchse, uchleit. a5er \n seinem ganzen äußeren Wesen ein Bild edler Männlichkeit; aus seinem Antlitz leuchtete eine ruhige Heiterkeit, scharf blickten seine Augen, fest war sein Gang. Wie er in allen ritterlichen Tugenden erfahren war, so besaß er auch hohe geistige Fähigkeiten, einen hochstrebenden Sinn, einen klaren Verstand, eine natürliche Beredsamkeit und dazu trotz aller Freude an ritterlichem Treiben eine herzliche Frömmigkeit. Seine Gestalt hat sich dem deutschen Volke tief eingeprägt; seine Regierung bedeutet einen der Höhepunkte der deutschen Kaiserzeit. Da seine Mutter eine Welfin war, so war er der Vetter Heinrichs des Löwen. Mit ihm trat er in nahe Beziehungen, gab ihm das Herzogtum Bayern zurück, und beide sind lange gute Freunde gewesen. Friedrich zog es vornehmlich nach Italien, nicht nur um die Kaiserkrone zu gewinnen^ sondern um die sinkende kaiserliche Macht wiederherzustellen und besonders, Dielom-um die Städte der lombardischen Ebene unter seine Gewalt zu Sräore. beugen. Diese waren nämlich vornehmlich infolge des Handels mit dem Orient, der unter dem Einfluß der Kreuzzüge sich hoch entwickelt hatte, zu großem Wohlstand gelangt; das Gewerbe war emporgeblüht, der Geldverkehr hatte großen Umfang angenommen, schon entstanden Banken. Die Städte, unter denen neben den Seestädten Pisa, Venedig und Genua

6. Deutsche Geschichte - S. 158

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ä^h- '. __ ^-rt' Ur /ti f<#/ /%^< 158 Da» Zeita'ter de? Emporkommens Preußens 1648—1786. inneren Politik, der Landesverwaltung, der Finanzen, desmexweslns, endlich auch des Schubmftnll Sein Sinn war durchaus auf das Praktische gerichtet; hier bewies er einen außerordentlich sicheren Blick für das, was nützlich und durchführbar war; alles Scheinwesen, aller Glanz und Prunk war ihm durchaus zuwider. Bei dieser nüchternen Art hatte er freilich wenig Verständnis für höhere Bildung, für Wissenschaft und Kunst; feine Erholung suchte er im Tabakskollegium, wo politische Dinge in zwangloser Weise besprochen und auch wohl derbe Späße gemacht wurden. 3 Aber er war ein König, dem die Pflicht über alles ging. In rastloser Tätigkeit verflossen ihm die Tage; er war, wie er selbst sagte, „sein eigener Finanzmini st erund Feldmarschall"; für die großen und ebenso für die kleinen Angelegenheiten des Staatslebens hatte er ein Auge. Auf alljährlichen Reifen überzeugte er sich von dem Stande der Dinge in den verschiedenen Provinzen und prügelte wohl einen faulen Torwächter selbst aus dem Bette. Die Bemerkungen, die er an den Rand der ihm vorgelegten Schriftstücke schrieb, legen noch heute Zeugnis ab von feiner unermüdlichen Arbeitskraft und seiner Kenntnis aller Einzelheiten der Verwaltung. Freilich vertrug er keinen Widerspruch; „Räsonnieren" duldete er nicht; er war eigenwillig, oft jähzornig und zuweilen von furchtbarer Härte. Aber er war schlicht und tüchtig, kein Nachahmer französischer Unsittlichst, wie es damals so viele deutsche Fürsten waren; er war sparsam und streng gegen sich selbst; er war fromm; er war endlich auch gut deutsch gesinnt. „Meinen Kindern", sagte er einmal, „will ich Pistolen und Degen in die Wiege geben, daß sie die fremden Nationen aus Deutschland helfen abhalten"; und: „wenn die Franzosen ein Dorf in Deutschland attaquierten, so müßte das ein Conjon von einem deutschen Fürsten sein, welcher nicht den letzten Blutstropfen daran wagte, sich dagegen zu fetzen". Am liebsten war er „gut kaiserisch", erntete freilich dafür vom Wiener Hof wenig Dank. \ § 172. Friedrich Wilhelms Heeresorganisation. Um das Heer- wesen hat sich Friedrich Wilhelm I. solche Verdienste erworben, daß er als Vermehrung. Schöpfer der preußischen Armee bezeichnet werden darf. Denn er vermehrte sie nicht nur bis auf mehr als 80 000 Mann, obwohl Preußen damals nur eine Bevölkerung von 2y2 Millionen hatte; er gab ihr auch die Durchbildung, die Mannszucht, die Einrichtungen, auf denen zu einem Teile die Siege Friedrichs des Großen beruhen. Er liebte feine Soldaten, seine „blauen Kinder", so streng er sie auch behandelte; mit besonderer Zärtlichkeit war er seinem Leibgrenadierregiment zugetan, dem Regiment der „langen Kerls", die aus aller Herren Ländern für schweres Geld angeworben worden

7. Deutsche Geschichte - S. 182

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
182 Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung des neuen Reich». der durch die Abgaben und Dienste, die er dem Staat, den Gutsherren und der Kirche zu leisten hatte, völlig erdrückt wurde. Ludwig xvi. Auch als Ludwig Xvi., Ludwigs Xv. Enkel, der Maria Theresias Tochter Marie Antoinette zur Gemahlin hatte, den Thron bestieg, trat keine Besserung ein. Er war ein wohlwollender und gutmütiger, aber schwacher und geistig unbedeutender Fürst, der den Ernst der Lage kaum einsah und viel zu wenig Willenskraft besaß, um helfend einzugreifen. Nachdem einige Reformversuche gescheitert waren, blieb alles beim alten. Indessen erreichte der Groll und die Erbitterung der Bedrückten eine furchtbare Höhe; es bedurfte nur des äußeren Anlasses, um eine Empörung herbeizuführen. § 190. Die Aufklärungsliteratur. Gleichzeitig wurde auch bei den Gebildeten die Überzeugung immer stärker und allgemeiner, daß die be- stehenden Verhältnisse unhaltbar seien. Die Schriftsteller, welche sich damals mit den Waffen der Gelehrsamkeit und des Witzes, des Hohns und der Verachtung gegen die Zustände des Staates, der Kirche, der Gesellschaft wandten, fassen wir unter dem Namen der Aufklärungsliteratup ^«ousieau^zusammen. Ihre Führer waren einerseits Voltaire, ein höchst geistvoller, witziger und vielseitiger, aber auch sehr leichtfertiger Schriftsteller, andrerseits R o u f s e a u, der mit aller Kraft seines schwärmerischen Gefühl-für eine völlig neue Ordnung der Dinge eintrat. Möglichste Befreiung des einzelnen Menschen, möglichste Vernichtung alles Zwanges auf den Gebieten des Staats und der Gesellschaft, des Glaubens und Denkens war das, wonach die Männer der Aufklärung strebten und wovon sie allein das Heil der menschlichen Gesellschaft erwarteten. Dabei gingen sie in der Leidenschaftlichkeit des Kampfes über jedes Maß hinaus. Sie bekämpften nicht nur die kirchliche Unduldsamkeit, sondern die Kirche und die Religion überhaupt; sie wandten sich nicht nur gegen die Schäden des absoluten Staates, sondern sie verlangten eine völlig demokratische Staatsordnung; Rousseau insbesondere verwarf nicht nur die Unsittlichkeit der damaligen Kultur, sondern er erklärte jede Kultur für verderblich und. forderte die Rückkehr zur Natur. Die Vernichtung des absoluten Staats in Frankreich. 1789. § 191. Der Ausbruch der Revolution. Um für die stetig wachsende Finanznot des Staates Abhilfe zu finden, entschloß sich Ludwig Xvi. die General st ände zu berufen, eine Vertretung des Adels, der Geistlichkeit

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 195

1902 - Karlsruhe : Lang
— 195 — t Heere eingeschlossen und gefangen. Im Jahre 1291 wurde Akkon, die letzte Stadt, welche die Christen noch besaßen, von den Türken erobert. Tie Hauptursache, warum das mit so vielem Blute Erkaufte so schnell wieder verloren ging, ist barin zu suchen, daß die in Palästina ansässig geworbenen Abenblänber die ursprüngliche Begeisterung balb gegen schnöbe Selbstsucht vertauschten, unter sich uneinig würden und zu den Fehlern der abendländischen Menschen auch noch die Gebrechen und Laster der Morgenländer annahmen. Wenn auch, sofern der Besitz der heiligen Stätten in Betracht kommt, die Kreuzzüge erfolglos geblieben sind, so haben sie doch in vieler Hinsicht segensreich sür das Abendland gewirkt. Die Begeisterung der ersten Zeit bewirkte eine Steigerung des religiösen Sinnes, drängte die kriegerische Roheit in gebührende Schranken, hob das Rittertum, regte die Dichtkunst an; der Verkehr in fremden Ländern erweiterte die Kenntnisse und weckte den Sinn für Knnst und wissenschaftliche Forschung. Durch die Kreuzzüge nahm auch der Handel einen besonderen Aufschwung, und damit stand das rasche Ausblühen der westeuropäischen Städte, insbesondere auch der deutschen Reichsstädte, in engem Zusammenhange. Vi. Die Entdeckungen. 1. Die alte Welt. Durch die Kreuzzüge waren die Bewohner des westlichen Europas mit Ländern und Bölkern bekannt geworden, von denen sie bisher nichts gewußt hatten. Obgleich die Heerfahrten in das Jjcorgenland aufhörten, dauerte der Handelsverkehr fort, und alljährlich fuhren unzählige Schiffe der italienischen Handelk-stadte, besonders, Genuas und Benebigs, nach den Seehäfen Kleinasiens und Ägyptens. Damals verbreitete sich im Abenb-lanbe die Nachricht, in Asien bestehe ein großes christliches Reich, das _non erneut Priester, namens Johannes, regiert werbe' und fürsten hofften, an biefem Priesterkönige einen Bnnbesgenosien gegen die Mohammebaner und einen Helfer zur Ausbreitung der christlichen Lehre unter den heibnifchen Völkern Zu sinden. Papst Innocenz Iv. schickte ans diesem Grunde (1246) einen Franziskanermönch nach Asien, der bis in die Mongolei vordrang, jedoch bn* Reich des Priesters Johannes nicht anf-sinben konnte. Im Jahre 1272 reifte der Venetianer Marco Polo nach Alten, gewann bte Gunst des Mongolenfürsten Kublai Khan und Zog mit ihm 26 Jahre herum, besuchte die Mongolei, Armenien, 13*

9. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 215

1902 - Karlsruhe : Lang
— 215 Alles, was vom alten Frankreich noch übrig war, sollte vernichtet werden. Die alte Zeitrechnung wurde aufgehoben und eine neue begonnen mit dem 21. September 1792, als dem ersten Jahre der „einen ungeteilten Republik"; an die Stelle des christlichen Kalenders trat der republikanische, iu dem die einzelnen Tage nach Ackergeräten, Haustieren und Nutzpflanzen bezeichnet waren; die Kinder wurden mit römischen, griechischen, persischen Vornamen (Brutus, Aristides, Sadi) benannt. Die alten Münzen, Maße, Gewichte wurden durch ueue — in der Tat bessere — ersetzt. Die Kirchen wurden verwüstet und geschändet, endlich aus Betreiben des Pariser Gemeinderates die christliche Religion abgeschafft, der Gottesdienst untersagt und an die Stelle der Gottesverehrung die lächerliche Fratze einer Verehrung der Vernunft gesetzt. Das verderbliche Beispiel der Pariser, der Vernunft einen Tempel zu bauen, wirkte auch in anderen Städten des damaligen Frankreich nach. Mit großer Feierlichkeit wurde im November 1793 das Münster in Straßburg zum Vernunfttempel eingeweiht. Auch iu Colmar führte man die Verehrung der Göttin Vernunft ein. Die Feier fand da am Nikolaustage desselben Jahres in nachstehender Weise statt. Schon vier Wochen vorher richtete man die Martinskirche für die Festfeier her. Der Hauptaltar: die vier Seitenaltäre und die Kanzel wurden niedergerissen und in Stücke zerbrochen. Die großen Taussteine, die Weihwasserbecken, die Kirchenstühle und Bänke wurden fortgefchafft. Über dem Haupteingang der Kirche brachte man eine große, schwarze Tafel an, auf der mit goldenen Buchstaben geschrieben stand: „Temple de la raison. Tempel der Vernunft." Im Innern der Kirche hatte man an Stelle des weggeräumten Hochaltars ein hohes Gerüst ausgeschlagen, das einen Berg vorstellen sollte. Cben ans dem Gipfel loderte ein helles Fener. Das sollte den Verstand, der Berg das Erhabene der neuen Republik darstellen. Am Abhang des Berges standen die ans Holz gemalten Figuren der Freiheit und Gleichheit, der Tapserkeit und Industrie. Um den Tempel weiter auszuschmücken, flochten die Frauen Colmars Kränze ans Blumen. Unter solchen Vorbereitungen kam der Festtag heran. Hundert, nach anderen Angaben sogar fünfhundert junge Mädchen schmückten sich mit weißen Kleidern, trugen grüne Kronen auf dem Kopfe Sitten widersprach, benutzten feine Gegner und brachten ihn ans die Anklagebank. Vier Stunden lang wurde er ein der Guillotine aus dem Kleberplatze ausgestellt und vom Volke verhöhnt. Dann wurde» er nach Paris abgeführt. Monate lang schmachtete er im Kerker und büßte, nicht ganz 88 Jahre alt, am 1. April 1794 aus dem Schaffet feine schweren Verbrechen.

10. Die Zeit der Umwälzungen - S. 6

1909 - Leipzig : Hirt
6 T. Die Zeit der Franzsischen Revolution und Napoleons I. 104. e) Die Schriftsteller der Aufklrung" beleuchteten die entarteten Zustnde. Voltaire ( 97. 98) wirkte durch beienden Spott, Mon-tesquieu und I. I. Rousseau durch ernste Mahnungen. Montesquieu sah die unumschrnkte Monarchie als Ursache der Entartung an und bewunderte die freiere Verfassung Englands. Rousseau forderte Rckkehr zur Natur und lehrte, da im Staate das Volk die hchste Gewalt haben msse. Auch gegen die Geistlichkeit, die Kirche, die Religion, ja gegen jeden Glauben richteten sich die Angriffe vielgelesener Schriftsteller. f) Die republikanische Gesinnung erhielt durch das Erscheinen Frank-lins in Paris und die Teilnahme Frankreichs am Nordamerikanischen Unabhngigkeitskriege neue Nahrung. 2. Ludwig Xvi. und Maria Antoinette. Der Aufgabe, unter diesen Umstnden den Staat zu leiten, war Ludwigs Xv. Enkel Ludwig Xvi., 1774. der 1774 den gefhrlichen Thron bestieg, nicht gewachsen. Er war zwar persnlich ehrenhaft und hatte den besten Willen, die unhaltbaren Zustnde zu bessern, erwies sich aber als kraftlos und schwankend. Mit ihm war Maria Antoinette, die junge, lebenslustige Tochter der Maria Theresia, aus Politik vermhlt worden; das aus dem Siebenjhrigen Kriege stammende unnatrliche Bndnis zwischen Frankreich und sterreich sollte durch diese Vermhlung eine neue Strkung erhalten. Maria Antoinette suchte sich, obgleich sie eine Feindin der Hofetikette war, in die fran-zsifchen Verhltnisse einzuleben; doch blieb sie als sterreicherin den: Volke ein unwillkommener Gast. Als Knigin gab sie sich ihrem Hange zu Aufwand und Vergngungen ungezwungen hin, ohne zu bedenken, da sie dadurch ihren Verleumdern immer neuen Stoff bot. Vergleiche Maria Antoinette itnb Elisabeth Charlotte, die Schwgerin Lud-wigs Xiv! 3. Beginn der Revolution. Ilm das Volk zu beschwichtigen und Mittel zur Abhilfe der Geldnot zu erhalten, berief der König im Mai 1789. 1789 die seit 1614 nicht versammelten Stnde (etats gen6raux), die Vertreter des Adels, der Geistlichkeit und der Städte, nach Versailles. Der dritte Stand, der sechshundert Mitglieder zhlte, so viel wie die beiden andern zusammen, forderte gemeinsame Beratung und Abstimmung nach Kpfen statt nach Stnden. Als diese Forderung nicht bewilligt wurde, erklrte er sich als Nationalversammlung, und die Mitglieder schwuren, nicht auseinanderzugehen, bis sie dem Lande eine neue Verfassung gegeben htten.*) Ein groer Teil der Adligen und der Geistlichen schlo sich dieser Versammlung an. Das einflureichste Mitglied *) Zu dieser ^eigenmchtigen Haltung trug die kleine aufreizende Schrift des Abbe Sieyes (spr. sis): Qu'est-ce que le tiers etat?" viel bei. Er beantwortet in dieser Schrift drei Fragen: Was ist der dritte Stand? Alles. Was ist er bisher gewesen? Nichts. Was will er? Etwas sein.
   bis 10 von 17906 weiter»  »»
17906 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 17906 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 133
1 1953
2 339
3 308
4 4503
5 1552
6 184
7 963
8 74
9 418
10 15533
11 1028
12 1331
13 45
14 1521
15 120
16 837
17 138
18 53
19 198
20 941
21 299
22 1242
23 351
24 167
25 1340
26 795
27 3496
28 522
29 191
30 278
31 972
32 232
33 1208
34 978
35 127
36 390
37 14163
38 222
39 838
40 108
41 220
42 835
43 459
44 53
45 17906
46 518
47 636
48 381
49 175

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1123
1 4064
2 2698
3 15506
4 6065
5 564
6 1747
7 742
8 2813
9 6264
10 576
11 1132
12 2187
13 5605
14 2396
15 1002
16 6848
17 28763
18 422
19 1373
20 1573
21 2712
22 3811
23 1375
24 1414
25 18250
26 3469
27 1110
28 2018
29 950
30 2386
31 2621
32 960
33 769
34 912
35 11608
36 3089
37 960
38 4926
39 5680
40 2532
41 9496
42 4440
43 16328
44 751
45 41946
46 7216
47 1214
48 887
49 914
50 1209
51 540
52 17906
53 1725
54 2481
55 1730
56 1897
57 530
58 1450
59 2470
60 3372
61 1856
62 447
63 1903
64 1645
65 1999
66 8613
67 536
68 5241
69 3923
70 2199
71 13364
72 4675
73 776
74 1306
75 2824
76 3273
77 8517
78 875
79 1313
80 444
81 1812
82 2051
83 2099
84 1791
85 686
86 1650
87 5274
88 1008
89 1427
90 2945
91 2481
92 66275
93 398
94 8524
95 4497
96 1133
97 990
98 10600
99 283

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 158
1 63
2 51
3 224
4 93
5 177
6 65
7 403
8 133
9 80
10 55
11 18
12 107
13 56
14 7
15 361
16 70
17 20
18 23
19 231
20 73
21 39
22 678
23 33
24 144
25 51
26 222
27 65
28 37
29 642
30 70
31 68
32 9
33 4464
34 50
35 231
36 6
37 237
38 11
39 228
40 289
41 83
42 68
43 388
44 33
45 49
46 111
47 137
48 234
49 266
50 161
51 222
52 442
53 33
54 1950
55 73
56 36
57 16
58 1386
59 2540
60 81
61 219
62 392
63 181
64 202
65 354
66 7
67 199
68 37
69 76
70 8
71 291
72 127
73 377
74 2859
75 149
76 37
77 208
78 62
79 176
80 107
81 2620
82 288
83 43
84 41
85 231
86 24
87 29
88 48
89 38
90 7
91 995
92 146
93 31
94 15
95 26
96 5
97 45
98 156
99 68
100 1254
101 10
102 184
103 115
104 28
105 74
106 249
107 28
108 120
109 115
110 95
111 307
112 71
113 49
114 73
115 293
116 161
117 10
118 37
119 18
120 563
121 60
122 24
123 187
124 157
125 56
126 99
127 1686
128 91
129 46
130 6
131 614
132 54
133 56
134 128
135 10
136 12059
137 22
138 49
139 15
140 31
141 8
142 66
143 108
144 20
145 241
146 49
147 118
148 634
149 54
150 100
151 220
152 627
153 14
154 187
155 187
156 115
157 286
158 87
159 183
160 7
161 198
162 153
163 87
164 109
165 601
166 3172
167 150
168 52
169 61
170 8
171 55
172 1492
173 3367
174 13
175 4612
176 132
177 3219
178 11
179 2667
180 37
181 198
182 973
183 4564
184 72
185 47
186 34
187 1214
188 82
189 294
190 70
191 56
192 64
193 35
194 664
195 46
196 463
197 61
198 24
199 426